Das Berufsbild der Ausbildungsleiter/innen ändert sich stetig – und so auch die Prüfung zum eidgenössischen Diplom.

Revisionen sind keine Spielwiese für Bildungsinstitutionen beziehungsweise für das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Revisionen werden dann durchgeführt, wenn sich ein Berufs- oder Branchenbild wandelt und dadurch auch die Herausforderungen für diplomierte Ausbildungsprofis verändern.

Wandelt sich ein Berufsbild, braucht es mehr als kosmetische Korrekturen. Dies gilt auch für die Prüfungen, die praxisnah aufgebaut sein müssen. Genau das geschieht aktuell im Schweizer Bildungssystem auf Stufe Höhere Berufsbildung: Zum Beispiel mit der neuen Prüfungsordnung für das eidgenössische Diplom Ausbildungsleitung ist ein zukunftsweisender Schritt vollzogen worden. Was bedeutet dies aber für all jene, die davon betroffen sein werden?

Die überarbeitete Höhere Fachprüfung (HFP) trat am 15. Juli 2025 in Kraft, die erste Durchführung folgt am 29. Januar 2026. Diese Reform ist nicht einfach ein administrativer Akt – sie ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit, intensiver Konsultation in der Branche und ein klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung der Bildung auf Führungsebene. Jetzt mögen sich einige Branchenkenner/innen fragen, warum ausgerechnet jetzt? Die Antwort: Es war Zeit für eine Zündung der «dritten Stufe». Bereits 2024 wurde die Revision der Prüfungsordnung auf Stufe II des AdA-Baukastensystems – also für den eidgenössischen Fachausweis Ausbilderin/Ausbilder – erfolgreich abgeschlossen. Nun ist auch die Stufe III, das eidgenössische Diplom Ausbildungsleitung, reformiert.

Der Baukasten ist damit nicht nur vollständig, sondern auf allen Ebenen aktualisiert. Und mehr noch: Die neue Prüfungsordnung bildet die heutigen Anforderungen an Ausbildungsleitungen realitätsnäher ab als je zuvor.

Was neu ist – und warum es so nötig war

Eines ist gewährleistet: Bewährtes wird beibehalten. Auch in der neuen Prüfungsordnung bleibt die Diplomarbeit das zentrale Element. Sie stellt die Tiefe des fachlichen Verständnisses unter Beweis, verlangt strategisches Denken, methodisches Vorgehen und die Fähigkeit, Bildung konzeptionell zu gestalten. Und: Die Präsentation und Verteidigung der Diplomarbeit am Prüfungstag bleibt wie bisher ein integraler Bestandteil. Dieser Prüfungsteil garantiert, dass Kandidatinnen und Kandidaten ihre Überlegungen fachlich fundiert und überzeugend kommunizieren können.

Neu ist vor allem die Struktur und der Charakter des mündlichen Prüfungsteils. Statt eines einzigen Prüfungsgesprächs durchläuft die Kandidatin oder der Kandidat künftig ein vielfältiges Assessment mit vier klar abgegrenzten Aufgabenstellungen: Erstens, das rollenkonforme Handeln. Hier zeigt sich, wie  authentisch, professionell und situationsgerecht die Fachpersonen in ihrer Leitungsfunktion agieren. Auch der Umgang mit herausfordernden Situationen ist im Fokus: Wie wird auf unerwartete Probleme, Konflikte oder Systembrüche reagiert. Bleibt man souverän und lösungsorientiert? Des Weiteren wird auf die Gestaltung eines Aus- oder Weiterbildungsangebots viel Wert gelegt. Hier soll aufgezeigt werden, wie ein Bildungsangebot geplant, strukturiert und auf Wirkung ausgerichtet wird. Und schliesslich sollen bestehende Lehrgänge analysiert und systematisch weiterentwickelt werden.

Das Ziel ist klar: Die Prüfungsabläufe sollen die Realität in der betrieblichen und institutionellen Bildungsarbeit reflektieren. Schliesslich können starre  Prüfungssituationen kaum mehr abbilden, was heute wirklich zählt: Flexibilität, Führungskompetenz, strategisches Denken und Praxisbezug.

Chancen für die Bildungslandschaft – und für den Einzelnen

Mit der Revision wird die Höhere Fachprüfung nicht nur transparenter und strukturierter, sondern auch fairer. Der modulare Aufbau und die klare Aufgabenlogik ermöglichen eine gezielte Vorbereitung und schafft gleichzeitig neue Anschlussmöglichkeiten für Bildungsanbieter, die ihre Programme entsprechend ausrichten.

Gleichzeitig entsteht ein neuer, höherer Standard für Führungskompetenz in der Erwachsenenbildung. Das eidgenössische Diplom Ausbildungsleitung wird damit mehr denn je zu einem echten Qualitätslabel. Wer diese Prüfung besteht, weist nach, dass er oder sie Bildungsarbeit nicht nur versteht, sondern auch strategisch gestalten und weiterentwickeln kann – in einem zunehmend komplexen Umfeld.

Für Arbeitgeber wiederum ergibt sich daraus ein valider Kompetenznachweis: Absolventinnen und Absolventen sind praxiserprobt, reflexionsstark und auf dem aktuellen Stand bildungspolitischer, methodischer und betrieblicher Anforderungen.

Mehr Transparenz: Neue Chancen für die Zulassung

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Revision betrifft die Zulassungsbedingungen. Neu können Kandidatinnen und Kandidaten sowohl den Nachweis des Fachausweises Ausbilder/in als auch der Diplommodule durch gleichwertige Qualifikationen erbringen (Sur Dossier). Dies war bislang nur alternativ möglich. Damit wird das System durchlässiger und besser auf individuelle Bildungsbiografien abgestimmt – ein zentraler Gedanke in der Weiterentwicklung des schweizerischen Berufsbildungssystems.

Besonders für Quereinsteiger/innen, Personen mit internationalem Bildungshintergrund oder solche mit langjähriger Berufspraxis, die sich systematisch weitergebildet haben, ergibt sich dadurch eine realistische Möglichkeit, den Weg bis zur Höheren Fachprüfung zu gehen – ohne Umwege oder redundante Weiterbildungen.

Dabei sein bei der «ersten Generation»

Für all jene, die sich noch im «alten System» befinden, ist Eile geboten: Die letzte ordentliche Durchführung nach der bisherigen Prüfungsordnung fand im November 2024 statt. Bei Vorliegen entsprechender Anmeldungen werden bis spätestens November 2026 noch ein bis zwei Wiederholungsprüfungen angeboten.

Für die neue Höhere Fachprüfung 2026 endet die Anmeldefrist am 21. August 2025. Wer sich rechtzeitig anmeldet, gehört zur «ersten Generation», die die neue Prüfung durchläuft – mit dem Vorteil, bereits unter den neuen, realitätsnaheren Bedingungen geprüft zu werden.

Prüfungsordnung, Wegleitung, Beschreibung der Abschlussprüfung

Auf der Website des SVEB finden Sie alle relevanten Dokumente.

Lehrgang «Ausbildungsleiter/in mit eidg. Diplom»

Teilnehmende:

  • Führungspersonen in der inner- und ausserbetrieblichen Aus- und Weiterbildung
  • Führungspersonen bei Bildungsanbietern
  • Fachstellen- oder Geschäftsleitende in Institutionen der Weiterbildung

Lehrgangsmodule:

  • Bildungskonzepte entwickeln, evaluieren und überarbeiten
  • Eine Organisationseinheit im Bildungsbereich betriebswirtschaftlich steuern
  • Eine Organisationseinheit im Bildungsbereich personell führen
  • Qualitätsmanagement aufbauen und sicherstellen
  • Bildungsangebote positionieren und kommunizieren
  • Projekte planen, leiten und evaluieren

Dauer:

  • 34 Tage
  • zwei Tage Prüfungsvorbereitung

Kosten:

  • Lehrgang: CHF 16’800.– (50 % Kursgeldrückerstattung in Form von Bundes-Subventionen)
  • Prüfungsgebühren: CHF 3050.‒

Weitere Infos: