Wer kennt diese Situation nicht: Der Moment der Wahrheit für Lernende kommt immer und dann heisst es «Abrufen und Verknüpfen von Wissen in einer Stresssituation». Trotz Prüfungssimulationen sind diese Momente immerzu einzigartig. Dennoch: Prüfungsangst muss nicht sein und man kann Lernende vor und beim Qualifikationsverfahren diesbezüglich effizient coachen.

Das Feld des Mentaltrainings ist ein sehr breites. Und: Mentaltraining ist nicht nur etwas für Sportlerinnen und Sportler. Auch im Geschäftsalltag sind die mentale Fitness und die mentale Bereitschaft für das Angehen und Bewältigen von Herausforderungen elementare Bestandteile für den Erfolg.

Im Geschäftsalltag muss oft effizient und souverän eine Herausforderung gemeistert werden. Drucksituationen sind für viele an der Tagesordnung. Lernende müssen auf diese vorbereitet werden und eine der ersten Erfahrungen und mentalen Herausforderungen sind das Qualifikationsverfahren am Ender der Lehrzeit oder die Zwischenprüfungen während der Lehrzeit. Hier wird die mentale Stärke gefordert.

Genau so wie Sportler, die an Wettkämpfen ihre persönliche Bestleistung abliefern wollen, möchten auch die Lernenden am Tag X ihre volle Leistung erbringen. Wer lernt, sich auf Herausforderungen optimal vorzubereiten, seine Ressourcen gut einzuteilen, wird leistungsfähiger und zufriedener.

«Ich höre nie auf an mich zu glauben»

Vanessa Bigler ist in der Lernenden-, Erwachsenen- und Fü̈hrungsausbildung tätig. Sie ist Kursleiterin bei der Lernwerkstatt Olten in den Lehrgängen «SVEB-Zertifikat Ausbilder/in – Durchführung von Lernveranstaltungen», «SVEB-Zertifikat Ausbilder/in – Einzelbegleitung» und «Berufsbildner/in üK, üK-Leiter/in». Als selbstständige Unternehmerin leitet sie die Vanessa Bigler GmbH – PotentialBILDung: «Oft stelle ich fest, dass Lernende gegen aussen ein souveränes Auftreten haben. Wenn es dann um einen wichtigen Test oder die Abschlussprüfung geht, kippt die Souveränität in Unsicherheit und es kommen grosse Selbstzweifel und Prüfungsängste auf. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man Lernende mental unterstützt.» Und so geht’s: Die eigenen Stärken betonen und forcieren und die bereits vorhandenen Ressourcen weiter ausbauen. Langläufer Dario Colognas Motto heisst unter anderem: «Wenn man aufhört an sich zu glauben, ist man nie fähig sein ganzes Potential auszuschöpfen.»

Gezielte Fragen helfen, das «Problem» zu lokalisieren

Ein weiterer Tipp: Man sollte der Prüfungsangst ins Gesicht sehen. Wann taucht das unangenehme Gefühl auf? Ab welchem Zeitpunkt beginnt dieses Gefühl mich zu blockieren? Was genau blockiert? Was könnten Gründe für die Blockade sein? Was ist das Positive an der Situation? Gab es schon einmal eine ähnliche Situation, welche erfolgreich gemeistert wurde? Wenn ja, wie gelang das? Durch diese Fragen kann man Lernende in ihren Ressourcen stärken.

Atmung und Humor

Richtig Atmen ist eine der besten und einfachsten Methoden, um Verspannungen und Ängste aufzulockern. Und den Atem gibt es ganz umsonst. Wenn wir Angst haben, so ist unsere Atmung rasch flach, angespannt, kurz und langsam. Angst ist immer mit muskulärer Verspannung gekoppelt. Die Atmung versorgt unseren Körper mit Sauerstoff und entfernt Abfallstoffe aus dem Blut. Unser gesamter innerer Zustand ist eng mit unserer Atmung verbunden. Es spielt daher eine grosse Rolle, wie tief und ruhig wir atmen.

Entspannung und Angst sind zwei Reaktionen, die unvereinbar miteinander sind. Dasselbe gilt auch für Lachen/Humor und Angst. Somit ist es ganz wichtig, dass man zwischendurch herzhaft und ehrlich über etwas lachen kann. Dann kann gleichzeitig keine Angst empfunden werden.

Prüfungsangst– Tipps und Tricks um mental stark zu sein

1. Konzentration fördern

Schauen Sie zwei Minuten auf Ihren Sekundenzeiger auf Ihrer Uhr. Sobald Sie mit Ihren Gedanken abschweifen, beginnen Sie wieder von vorne.

2. Flow-Erlebnis

Mach Sie sich ein Flow-Erlebnis bewusst und stellen Sie sich folgende Fragen:
– Weshalb war es ein Flow-Erlebnis?
– Wie fühlte es sich an?
– Gibt es ein Bild oder einen Gegenstand zu diesem Moment?
Durch das Bewusstwerden dieser Ressourcen sind Sie fähig diese bewusst bei einem Misserfolg einzusetzen.

3. Ziele setzen

Der Mensch kann nur etwas erreichen, wenn er sich das gesteckte Ziel im Kopf vorstellen kann. Je konkreter desto besser erreichbar. Nehmen Sie sich Zeit für die Zielformulierung.

4. Erfolgsbuch

Notieren Sie sich alle positiven Erlebnisse um sich diese zu verinnerlichen und bewusst zu werden. Diese können in Momenten wie der Prüfungsangst hilfreich sein.

5. Selbstreflexion

Ich reflektiere mein Verhalten und kann mich dadurch weiterentwickeln. Es ist einfach zu sagen «ich habe Prüfungsangst» und dies als Entschuldigung vorzuschieben und sich selber als Opfer zu sehen.

6. Ich bin es mir WERT!

Ich behandle mich so, wie ich meine beste Freundin oder meinen besten Freund behandle.

7. Humor

Ich lache über mich selber! :-)