Einst prägte der grosse Philosoph René Descartes im Zusammenhang mit dem Grundsatz des Zweifelns an der eigenen Erkenntnisfähigkeit den folgenden Satz: Cogito ergo sum (lateinisch für «Ich denke, also bin ich.»). In der Erwachsenenbildung gilt mittlerweile jedoch der Grundsatz «Ich erlebe, also bin ich». Denn über das Erleben positiver und einprägsamer Emotionen lässt sich nicht nur effizient unterrichten, sondern auch ein grosser Lernerfolg erzielen.

Wer kennt sie nicht, die schönen «Weisch no»-Momente im Beisammensein mit ehemaligen Studien-Gspänli oder im Freundeskreis? Positive Emotionen und Erlebnisse prägen wir uns besonders ein und dies nicht etwa nur im Privaten oder im Berufsleben. Natürlich macht dieses Phänomen der starken Erinnerungsfähigkeit an positive oder emotionale Erlebnisse auch nicht dort Halt, wo es um Lernerfolge geht. Also auch in der Erwachsenenbildung.

Bei der Fülle der heute zur Verfügung stehenden modernen Lerntechniken stechen immer wieder einige hervor: Gamification zum Beispiel, BYOD (Bring Your Own Device), Video-Feedback und natürlich auch die erlebnispädagogischen Settings.

Neue und vor allem positive Erlebnisse prägen

Diesem Trend kann sich kein Weiterbildungsinstitut verschliessen. Eine Pionierarbeit leistete diesbezüglich die Lernwerkstatt Olten, wo in einigen Ausbildungen und Lehrgängen das Erlebnispädagogische fester Bestandteil des Lernprogramms ist. So auch im Modul 2 des Lehrgangs «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis», wo man im Seminarhotel, im Kloster, auf der Alp, oder auch bei einem Segeltörn in Holland oder beim Kameltrekking in Marokko Gruppendynamik aktiv erleben kann. «Bei der Reflexion entsteht der Lernerfolg», sagt Diana Binder Wettstein, Mitglied der Geschäftsleitung und Kursleiterin bei der Lernwerkstatt Olten. Diana Binder Wettstein hat Erfahrung in der Wirtschaft und erteilt Selbstmanagement- und Führungsseminare. «Neue und vor allem positive Erlebnisse prägen sich stark ein. Auch im Unterbewusstsein. Was besonders effizient ist, sind die Verknüpfungen, die man macht während anspruchsvollen Übungen», so Diana Binder weiter. Sie betont, dass erlebnispädagogische «Abenteuer» kein Urlaub bedeuten: «Wir machen alle Teilnehmenden immer darauf aufmerksam, dass sie sich nach wie vor in einem Ausbildungsmodul befinden und Lernziele erreicht werden sollen.»

Erlebnisse in der digitalisierten «Arbeitswelt 4.0» noch wichtiger

Effizient ist diese Art zu Lernen auch aus anderen Gesichtspunkten: Technisch-produktive Veränderungen führten in vielen beruflichen Bereichen zu einem inhaltlich veränderten Anforderungsprofil. Komplexität und Abstraktionsgrad der beruflichen Tätigkeit stiegen ebenso, wie das für die Erledigung der Arbeitsaufgabe erforderliche Wissen. Speziell im Zeitalter der «vierten Industriellen Revolution» mit der voran schreitenden Digitalisierung und den «Arbeitswelten 4.0». Hier ist es wichtig, seine Kenntnisse zu verknüpfen. Diese Fähigkeit gehört in fast jedes Anforderungsprofil bei den Jobs der Zukunft. Besonders bei Führungsfachleuten – auch in der Bildungsbranche. Dazu kommt, dass die Fülle moderner Lebenstechniken zu einem Verlust an anregenden, unmittelbaren und auch sozialen Erfahrungen im Umgang mit Dingen und Menschen führt. Handlungsmöglichkeiten können sich ins Theoretische verlagern. Diesem Verlust an direkten Erfahrungsmöglichkeiten versucht das Handlungs- und Erfahrungsorientierte Lernen entgegenzuwirken. Für eine Handlungsorientierung spricht auch, dass Lernchancen steigen und Transferprobleme sinken, wenn an den Erfahrungen und Handlungsbedingungen der Teilnehmer angeknüpft wird. Lernen fällt eben leichter, wenn die Lernsituation der Realsituation entspricht und praktische Anwendungsbeispiele gegeben werden.